Bernhard Käser   Vitas-Stressmanagement   Tel: 089/ 23 23 06 70   bk@vitas-institut.de

Grundbedürfnisse haben sich bei jedem von uns gewisse Überzeugungen verfestigt. Hierzu einige Beispiele, die vielleicht auch Ihnen aus eigener Erfahrung bekannt vorkommen.

Die fünf psychologischen Bedürfnisse (Grundbedürfnisse)

• Das Bedürfnis nach Lust-Gewinn und Unlust-Vermeidung
• Das Bindungsbedürfnis
• Das Bedürfnis nach Selbstwert-Erhöhung und Selbstwert-Schutz
• Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle
• Das Bedürfnis nach „Stimmigkeit“

Überzeugungen / Glaubenssätze die meist unbewusst diese Bedürfnisse “einschalten”

Lust-Gewinn / Unlust-Vermeidung

– Nur harte Arbeit zählt.
– Wahnsinn, wie hart ich arbeiten kann.
– Da geht noch was.
– Für Spaß habe ich später Zeit.
– Das Leben muss immer Spaß machen.
– Langeweile ist unerträglich und muss sofort beendet werden.
– Erst einmal Belohnung, danach kann ich das immer noch machen.

Bindungs-Bedürfnis

– Ich muss dafür sorgen, dass es allen Menschen gut geht.
– Alle Menschen sollen nur das Beste von mir denken.
– Konflikte muss ich unbedingt vermeiden.
– Ich muss für die Menschen, die ich liebe, immer da sein.
– Ich darf mich auf keinen Fall blamieren.
– Sich für andere aufzuopfern, ist das Beste, was ich tun kann.
– Ich will nicht enttäuscht werden. Ich darf niemand zu nah an mich heranlassen.

Selbstwert-Erhöhung und Selbstwert-Schutz

– Es zählt nur der Erfolg.
– Versagen ist nur ein Zeichen von Schwäche.
– Ich bin einfach nicht gut genug dafür. Ich kann es nicht.
– Ich muss immer produktiv sein.
– Alle müssen mich respektieren.
– Alle müssen mich unterstützen.
– Andere können das doch viel besser als ich.

Kontrolle / Orientierung

– Wenn Du es gut haben willst, mach es selbst.
– Nur schwache Menschen können ihre Probleme nicht selbst lösen.
– Ich muss mich selbst darum kümmern.
– Ich darf niemals meine Gefühle zeigen.
– Ich kann mit chaotischen Situationen nicht umgehen.
– Je mehr Kontrolle ich habe, desto besser mein Leben.
– Ich kann Menschen nicht vertrauen.

 

Warum handeln wir nach unseren Glaubenssätzen?

Glaubenssätze sind dabei nicht per se schlecht. Glaubenssätze und Überzeugungen geben uns Halt und ein Gefühl von Sicherheit. Sie sind wie ein Autopilot, steuern ohne mein Zutun. Sie sind für viele Menschen wie ein Geländer, an dem sie sich entlang hangeln und das uns vor Enttäuschungen schützt.

Tatsächlich aber können genau diese Überzeugungen einen großen Teil dazu beitragen, dass wir immer wieder Schmerzen und Enttäuschungen erleben. Da wir selbst durch unsere Erwartungshaltung oft genau solche Situationen anziehen, in denen wir unseren Glaubenssatz wieder bestätigt sehen.

Es lohnt sich, bei sich selbst nach heftigen, einschränkenden Glaubenssätzen zu forschen.

Sie beeinträchtigen das Leben nachhaltig. Der Glaubenssatz möchte sich in unserem Leben verwirklichen. Glaubenssätze bei anderen Menschen, Partnern erkennen wir oft viel leichter. Weil Sie einen Satz gebetsmühlenartig wiederholen, zum Beispiel ‘das habe ich nie gekonnt, das lerne ich auch nicht mehr’.

Mit der EFT, EMDR, oder WWT (Wunder-Wort-Technik) können Sie diese alten Glaubenssätze schneller löschen und „überschreiben“. Die Hauptsache ist nicht nur, was Sie machen, sondern wie Sie es machen. Gründlichkeit ist beim Löschen von Mustern und Glaubenssätzen oberstes Gebot. Denn sie haben im Gehirn schon starke Vernetzung geschaffen, die gründlich durch neue “überschrieben” werden müssen.

Alles dreht sich letztlich um Bedürfnisse

Gefühle lediglich zu fühlen bringt noch keine Heilung, denn Gefühle haben keinen Sinn in sich selbst. Der Sinn von Gefühlen ist vielmehr, auf Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Darum müssen wir unsere Gefühle verstehen, um Bedürfnisse zu erkennen.

Gefühle motivieren uns, im Dienste unserer Bedürfnisse zu handeln. Das heißt spezifisch etwas zur Befriedigung des (Grund-)Bedürfnisses zu tun, auf das uns das Gefühl hinweist. Wenn das Bedürfnis erkannt und befriedigt wird beziehungsweise dem Handlungsimpuls nachgegeben wird, lässt das dazugehörige Gefühl nach.

Alle unsere Gefühle haben ursächlich mit einem Bedürfnis zu tun. Ursache und Auslöser sind allerdings zweierlei. Auslöser für unsere Gefühle sind äußere Ereignisse oder Gedanken, etwa eine Trennung oder Erfolg im Beruf. Die Ursache unserer Gefühle wie Trauer oder Stolz liegt hingegen einzig und allein in unseren jeweiligen psychologischen Bedürfnissen.

Im Stressmanagement ist es wichtig, sich mit den Gefühlen und eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Auch, wenn das Wahrnehmen von bestimmten Bedürfnissen manchmal schmerzhaft ist. Bekommen Sie bewussten Kontakt zu Ihrem gerade dominierenden Bedürfnis, so sind Sie in guter Verbindung zu sich selbst. Diese Verbindung gibt erstaunlich viel Kraft, selbst wenn das Bedürfnis selbst schmerzlich unerfüllt ist.

Je mehr Strategien zur Verfügung stehen und je flexibler Sie in der Strategiewahl sind, desto besser können Sie ein Bedürfnis befriedigen. Machen Sie jedoch die Erfüllung Ihrer Bedürfnisse von bestimmten Strategien abhängig, so grenzen Sie die Möglichkeiten, die das Leben für uns bereithält, ein. Die Folgen sind Mangel-Defizitdenken, Mangelerleben und Leid. Leid entsteht selten, wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt ist.

Leid entsteht immer dann, wenn bevorzugte Strategien zur Befriedigung des Bedürfnisses nicht funktionieren, man aber dennoch an ihnen festhält.

Die Rolle der Bedürfnisse für unser Leben

Bedürfnisse sind das pulsierende Leben in uns. Etwa 10 % der Lebensenergie liegen beim Kontakt mit den Gefühlen und 90 % Kontakt mit den Bedürfnissen. Bekommen Sie bewussten Kontakt mit den Bedürfnissen, so sind Sie in guter Verbindung zu sich selbst.

Neben den fünf Grundbedürfnissen gibt es noch weitere, die uns in unserem täglichen Tun und Wunsch nach Wohlbefinden beeinflussen. Hierzu gehören Bedürfnisse nach:

  • Autonomie
  • Anerkennung
  • Geistige Bedürfnisse
  • Harmonie
  • Identität
  • Klarheit
  • Kontakt mit anderen
  • Körperliche Bedürfnisse
  • Seelische Nahrung
  • Sicherheit
  • Spiritualität und Sinn

Bedürfnisse äußern sich in Form von Gefühlen. Manche Gefühle sind nicht eindeutig. So kann ich zum Beispiel gereizt sein, weil etwas nicht funktioniert (Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit), weil ich mich verletzlich fühle (Bedürfnis nach Schutz), weil ich unglücklich verliebt bin (Bedürfnis nach Liebe), weil ich nicht genug geschlafen habe (Bedürfnis nach Erholung), weil ich Raum für mich brauche (Bedürfnis nach Raum), weil der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist (Bedürfnis nach Nahrung), weil ich etwas selbst entscheiden möchte (Bedürfnis nach Autonomie) etc.

Wir können mehrere (durchaus auch widersprüchliche) Gefühle und mehrere (auch widersprüchliche) Bedürfnisse gleichzeitig haben. Wir können jemanden mögen, denjenigen aber auch in bestimmten Punkten abstoßend finden. Einerseits sehnen uns einerseits nach Ruhe, wollen andererseits aber auch mit den Kindern etwas unternehmen.

Erwartungen bei der Bedürfnis-Befriedigung

Das meiste Leid* im Leben entsteht, wenn wir an bestimmten Erwartungen festhalten, festklammern, sie erzwingen wollen. Das geht schon bei den kleinsten Alltäglichkeiten los.

  • Regenwetter durchkreuzt Ihre Pläne.
  • Sie fahren zur Arbeit und erwarten wie immer um diese Zeit eine grüne Ampelwelle.
  • Sie erwarten eine freundliche Bedienung beim Bäcker.
  • Sie haben sich für einen Kollegen ins Zeug gelegt und es kommt kein „Danke“, kein “Klasse”, gar nichts.
  • Sie haben sich so fest vorgenommen, weniger Kaffee zu trinken, weil Sie immer Sodbrennen bekommen und haben es wieder nicht geschafft.

[Leid* siehe unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Vier_Edle_Wahrheiten]

Wenn Ihre Erwartungen und was Sie tatsächlich erleben nicht ganz oder gar nicht zusammenpassen, sind Sie womöglich frustriert, traurig, wütend, ärgerlich, aggressiv, verstimmt, klagend, betrübt, schmollend, ängstlich, ungehalten, fordernd, zwanghaft, anklagend, drohend, weinerlich, trotzig…

Was kann ich gegen eine zu hohe Erwartungshaltung tun?

Alle paar Minuten gibt es eine neue Erwartung. Nehmen Sie sich mal die Zeit, Ihre Gedanken zu beobachten, wenn Sie am Sonntag entspannt auf der Liege liegen. Schon gehen Ihnen die nächsten Erwartungen durch den Kopf.

Sollen Sie Ihre Erwartungen vollkommen reduzieren? Nein! Erkennen Sie, dass Sie Erwartungen haben und lassen sich offen auf die “Realität” ein. Manchmal genügt es, die vorgezeichnete Idee im Kopf, wie etwas nach Ihrer Meinung laufen soll, loszulassen und flexibel im Denken und im Handeln zu bleiben.

Wir wollen unser Leben so viel wie möglich kontrollieren. Da wir so wenig kontrollieren können, leiden wir. Kontrolle soll Sicherheit geben. Aber das Leben bietet täglich neue Überraschungen. Wir haben nicht vor dem Tod oder vor Schmerzen die größte Angst, sondern vor Kontrollverlust. (siehe ausführlich unter Stress-Ursachen und Gedanken)

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